Flirten und sexuelle belästigung

Was ist Umwerben und was sexuelle Belästigung? Warum ist das erste allgemein akzeptable in der Gesellschaft und nicht das zweite? Welche sind die ersichtliche Grenzen, die unterscheidbare Linie zwischen Umwerben und sexueller Belästigung?

Mit diesen und anderen vergleichbaren Fragen setzten sich nicht nur die Presse, die Medien und

der einfache denkende Mensch, sondern auch der jeweilige Richter und der heutige Gesetzgeber in den gut regierten Staaten und in den modernen „Rechtsstaaten“.

Weil, wenn das erste, das Umwerben, unter bestimmten Voraussetzungen akzeptable ist, ist das zweite sicher unerwünscht, weil es-und wirklich ist es somals Beleidigung der Persönlichkeit der Person, die Lustobjekt einer solchen sexuellen Belästigung wird, angesehen wird. Meistens die Personen, die Lustobjekte sexueller Belästigung werden, sind Frauen. Es gibt trotzdem, obwohl selten, Fälle bei denen kleine Kinder und Jugendliche sexuell belästigt von Frauen, besonders in den Arbeitsstätten von Vorarbeiterinnen, werden können. Die Kinoindustrie und die Literatur haben bereits in ihrem Reservoir derartige Fälle einbezogen, indem sie mehr die Phantasie anregen als sie irgendeine Wirklichkeit darstellen.

Jedenfalls ist es Tatsache daß in den letzen 20 Jahren der Begriff sexuelle Belästigung in unserem Wortschatz eingedrungen ist, mehr als Fremdwort, als Folge der vorherrschenden sexuellen Emanzipation. Jedoch wird die sexuelle Belästigung mehr auf den Bereich der persönlichen geschlechtlichen Freiheit eines Menschen zurückgeführt und infolgedessen wird sie als Vergehen gegen diese Freiheit betrachtet.

Daß das Umwerben im Gegenteil zu der sexuellen Belästigung akzeptable ist, geht sowohl aus der Definition der entsprechenden Wörter als auch aus Eindringung ihrer Bedeutung hervor.

Das Umwerben oder nach dem vorherrschenden Fremdwort Flirten, ist ein zulässiger Annäherungsversuch oder Beziehungsaufnahme die zu einer dauerhaften Verhältnis mit Heiratsabsichten, obwohl nicht immer, führt.

Auf alle Fälle ist das Umwerben eine natürliche Äußerung. Sie erscheint auch unter der Tieren. Das männliche und das weibliche besonders bei den Säugetieren aber auch bei den niedrigeren Tieren, wie die Moralisten behaupten, haben unzählige Umwerbensarten um die Vertreter des anderen Geschlechts anzulocken. Die Weibchen gewöhnlich stellen ihre Merkmale zu Schau, obwohl so etwas in einigen Beispielen auch bei den Männchen üblich ist (z.B. der Pfau öffnet die Federn seines Schwanzes, der sogenannten Schleppe), stellen sich an, machen Getue, Spiele und Lärm, zeigen oft ihre Schwachheit und ihr Bedürfnis für Schutz, bis sie die Aufmerksamkeit des Männchens auf sie gezogen, ihn verlockt und als Partner und Vater ihrer Sprößlingen ausgewählt haben. Die Männchen stellen zur Schau ihre Kraft oder Aggressivität oder singen beeindruckend (wie es bei den Vögeln passiert) um die Weibchen anzulocken.

Wenn also das Umwerben in der Natur erscheint, dann noch mehr bei den Menschen. Der Mensch, ausgerüstet mit einem erstaunlichen Gehirn sowie mit ausgezeichneten geistigen Tätigkeiten und seelischen Kräften, funktioniert, was den Sex betrifft, auf eine völlig verschiedene Weise als die Tieren, bei denen die sexuelle Vereinigung mechanisch, instinktiv und rein biologisch für die Hervorbringung der Art ist.

Bei dem Mensch spielt Sex nicht nur die Rolle der Fortpflanzung, sondern ist auch ein Kommunikationsmittel und zwar eine sehr direkte Art seine Empfindungen und seine Gefühle, und hauptsächlich Liebe, zu äußern. Die sinnliche Lust ist tief verwurzelt in unserem Gehirn... Die Geschlechterliebe ist ein so brennendes Gefühl wie der Hunger, sagt uns die Anthropologin Hellen Fisher. Das Umwerben ist solch eine Art für die Äußerung der Gefühle, der Bewunderung und des Wunsches die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechtes anzulocken.

Es kann mit einem Lächeln und Kompliment beginnen und mit schmeichelhaften Worten und Äußerungen jeder Art, die Gefühle unter den Vertretern der zwei Geschlechter ausdrücken, weitergehen. Der erotische Dichter, zum Beispiel, drückt seine Bewunderung, sein Eros auf eine Weise aus, die nicht nur nicht schockiert, sondern gerne angenommen wird. Welcher wohlgesinnter Mensch würde empört über die Liebesgesänge der romantischen Troubadouren oder über die Serenaden der Verliebten zu derer Verliebten, einer Vergangenen Zeit, sein?

Das Umwerben ist auch nötig als Vorstadium der Bekanntschaft unter den Jugendlichen. Keine Frau fühlt sich gedemütigt wenn ein Mann ihr höfflich schmeichelt und ihr gegenüber seine Bewunderung über ihre Schönheit, Aussehen oder ihre Begabungen ausdrückt. Das Gegenteil ist wahr. Sie fühlt sich, daß man ihr Wert verleiht und Aufmerksamkeit geschenkt wird, weil sie wirklich als Person wertvoll ist.

Im Gegensatz zu dem gutgemeinten Umwerben, wo ausschlaggebend die höffliche Äußerung des Interesses an eine Person ist, was einen seriösen Wunsch ausdrücken und eine lange Zeit dauern, bis eine Bekanntschaft entsteht und das ersehnte Ergebnis erzielt wird, kann, zielt die sexuelle Belästigung auf etwas anderes und wird auf eine andere Weise durchgeführt.

Worte, Ausdrücke, Anspielungen, Blicke, Geste und Berühren, Zärtlichkeiten und grobe Vorschläge zielen auf die Anlockung der Aufmerksamkeit des anderen Geschlechtes aber auf eine ordinäre Weise. Denn sie hat als einziges Ziel eventuell seine Reaktion für eine kurzfristige Affäre, für eine körperliche Entladung, ohne Gefühle und Liebe, ohne Verpflichtungen und Perspektiven. Sie zielt auf das Verhältnis und den Gedanken „nehmen ohne zu geben“ oder „geben sowenig wie möglich". Es ist bereits bekannt, daß solche Verhältnisse in der heutigen toleranten Gesellschaft der westlichen Welt blitzschnell geschlossen und aufgelöst werden. Es ist wünschenswert und akzeptable, wenn zwei Personen etwas ähnliches in ihrem Leben sehnen, was aber im Endeffekt bei beiden ein Gefühl der Leere und Fremdartigkeit hinterläßt, und zwar mehr als vor ihrer Bekanntschaft und sexueller Vereinigung.

Die sexuelle Belästigung ist aber hauptsächlich die Frucht unserer modernen Sexbesessenen kommerziellen Gesellschaft, die buchstäblich täglich mit Bilder, Worte, Werbungen und Anspielungen mit sexuellen Andeutungen und Inhalte bombardiert wird. Da wird Werbung für Autoreifen oder Zahnpasta mit halbnackten oder nackten weiblichen Körpern getrieben, um einfach den männlichen Blick anzulocken und das Werbeprodukt zu verkaufen. Andererseits wird in der Literatur über fantastische Dinge oder Tatsachen mit intensiver sexuellen Beschreibung und pornographischen Szenen geschrieben oder erzählt, um nur einfach viele Exemplare davon verkauft zu werden.

Außerdem ist bekannt das Rezept für Bestseller Waren. Filme oder Bücher ohne Gewalt und genügend Sex sind nicht gut verkäuflich. Was qualitativ ist, bleibt meistens verstaubt bei den nicht gesuchten Waren...., auf den Regalen.

Dies alles und viel mehr haben dazu geführt, daß das Interesse des modernen Menschen von dem Eros, von der Liebe ausschließlich zum Sex verrückt geworden ist. Vom Gefühl zu dem Material. Was Sex betrifft, im Endeffekt, ist ein tierischer Vorgang, wenn es unabhängig und ohne Verhältnis zu dem Eros selbst oder dem erotischen Wunsch vollgezogen wird. Die alten Latiner hatten das Motto „Post coitum animal triste est“ (das Tier ist traurig nach der sexuellen Vereinigung), was auch der heutige Mensch erlebt, wenn er sich als Tier verhält und nicht als Mensch und wenn Sex in fast-sex genau wie fast-food, umgewandelt wird. Und der Dichter will uns sagen, daß die Körper als zwei inhaltsleere Schädeln nach dem Sex verbleiben, weil Sex in diesem Fall die vorübergehende Liebende nicht vereinigt sondern entfremdet. ,,Genau, weil wir nicht imstande sind zu lieben, ist Sex, d.h. die Suche nur nach Sinnlichkeit, ein destruktives Produkt geworden“, sagt uns sehr treffend Krisna Murti.

Diese Folge ist der ständige Kreislauf der sexuellen Belästigung. Die sexuelle Belästigung in unserer Epoche wächst und gedeiht, weil unsere Gesellschaft, die das Kennzeichen der Amoralität und der Freizügigkeit und nicht der Freiheit trägt, hat sich ungünstig umgewandelt und ist vom Sex besessen geworden, indem der Menschenhandel, die Prostitution, und die Pornographie mittels Video und Internet wachsen und unermeßliche Gewinne für die Beschützer bringen. Infolgedessen werden unser Gehirn und Benehmen von sexuellen Interessen abhängig und so gedeiht die sexuelle Belästigung auf den Strassen, zu Hause in öffentlichen Anlagen, in der Arbeit d.h. überall. Natürlich ist ihre Zunahme nicht unabhängig von der gewöhnlich provokativen weiblichen Kleidung und von der halbnackten öffentlichen Erscheinung der Frauen in den letzten Jahren, als Ergebnis der sogenannten Emanzipation der Frauen. Die Victimology als wissenschaftlicher Zweig der Kriminalität muß sich ausreichend auch mit diesem Phänomen beschäftigen... und daraus die entsprechenden Folgerungen zu ziehen.

Die sexuelle Belästigung im Gegensatz zu dem reinen und einfachen Umwerben, erniedrigt ihr Objekt, sie demütigt es. Der jenige, der mit ihr umgeht, zeigt deutlich daß er die Person, die er belästigt, als „Lustobjekt" betrachtet, um sein biologisches Instinkt zu befriedigen. Er zeigt nicht daß er sie als Mensch betrachtet, als Person, die Respekt, Würdigkeit, Liebe und moralischen Wert beansprucht. Die Situation ist noch schlimmer in den Arbeitsverhältnissen. Die junge Mädchen werden Erpressungsopfer in dem Sinne, daß sie nicht wissen, auf welche Weise sollen sie handeln oder sich entscheiden, wenn sie intensiv von ihren Vorgesetzen oder Arbeitgebern sexuell belästigt werden, mit der Alternative entweder gekündigt zu werden oder um einen erfolgreichen Aufstieg oder Karriere zu haben, wenn sie sich derer Belästigungen beugen oder nachgeben. Sie stehen zusätzlich vor einem Dilemma, falls sie das Geschehnis anzeigen, ob sie überhaupt glaubwürdig oder nicht bei den Familienangehörigen und bei den Richtern werden, mit der Folge einer weiteren Demütigung. Der wirtschaftliche Schwung der lästigen Person and der Mangel an Arbeitsplätzen funktionieren als Antriebskraft zur Herabwürdigung und Beleidigung der Persönlichkeit desjenigen, der wirtschaftlich schwach ist und zu seiner Opferung.

Meiner Meinung nach können in diesem Zusammenhang die Gesetzgebungen gar nichts tun. Sie sind machtlos. Egal welche gesetzliche Maßnahmen ergriffen werden, welche Seminaren oder Tagungen stattfinden, welche Protestesschreien von den feministischen, nicht feministischen und nachfeministischen Bewegungen erhoben werden, wird sich die Lage ganz wenig ändern oder kann sie sich ändern, solange sich Strukturen, Gesinnungen und Mentalitäten nicht ändern. Solange der Mensch, entweder Man oder Frau, keine Selbstachtung von sich selbst hat oder keine Achtung für seinen Mitmensch. Wenn er als Mensch mit allen schönen und echten Merkmalen (Höfflichkeit, Güte, Zärtlichkeit) bleibt, wird er gewiß gar keine Gedanken über das Umwerben machen obwohl er sich heutzutage große Sorgen über die galoppierende sexuelle Belästigung macht.

Der Mensch muß versuchen die extreme Sexualität in Eros umzuwandeln. Denn, wie Rakinas gesagt hat: „Der Eros veredelt den Mensch, aber die Liebeleien vulgarisieren ihn.“

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